Latein am Peutinger-Gymnasium - passt das zu meinem Kind?
Oft wird gesagt, Latein sei schwierig. Doch Kinder, die eine Gymnasialempfehlung bekommen haben, sind in der Regel nicht überfordert mit Latein. Wer Spaß daran hat, Texte zu lesen und sich mit Texten auseinanderzusetzen, deutsche Sätze zu formulieren und nach den richtigen Worten zu suchen, um etwas möglichst genau auszudrücken und zu beschreiben, dem wird Latein auch Freude machen. Immer wieder wird Latein auch mit der Mathematik und ihrem logischen Aufbau verglichen, und dieser Vergleich hat auch seine Berechtigung: Einen lateinischen Text zu entschlüsseln und in schönes, stilistisch gutes Deutsch zu übersetzen, ist tatsächlich mit dem Tüfteln an einer Mathematik-Aufgabe zu vergleichen. Man wendet gelernte Regeln an, probiert verschiedene Lösungswege aus, und wenn man am Ende das Rätsel knackt und eine Lösung findet, merkt man, dass das Ganze insgesamt auch Sinn ergibt. Genau hinzuschauen, scharfsinnig zu überlegen, ruhig und sorgfältig zu arbeiten, durchzuhalten beim Knacken eines Rätsels – diese Vorgehensweise verbindet Latein sicher mit Mathematik.
Das heißt aber auch: Wer Latein lernt, sollte sich einige Dinge zuverlässig einprägen können. Vokabeln und Formen gilt es genau zu lernen, manchmal kommt es auf einen einzigen Buchstaben an, um verschiedene Formen oder Bedeutungen voneinander unterscheiden zu können. Regelmäßiges und konzentriertes Lernen von Vokabeln und Formen gehören unabdingbar dazu. Durchhaltevermögen, eigenständiges Arbeiten, Fleiß und Disziplin beim Lernen sollte ein Kind für Latein mitbringen. Um diese Eigenschaften zu trainieren, ist Latein also ein ideales Fach. Anders als moderne Fremdsprachen lernen unsere Schüler und Schülerinnen Latein nicht, um es in einer Unterhaltung zu sprechen oder eigene Texte auf Latein zu schreiben, sondern um lateinische Texte zu verstehen. Das bringt eine gewisse Entlastung mit sich: Man muss die Vokabeln nur „in eine Richtung“ lernen (d. h. vom Lateinischen ins Deutsche), und es genügt in der Regel, lateinische Vokabeln und Formen erkennen und bestimmen zu können, man muss sie nicht unbedingt auch bilden können. Mit der Aussprache und der Rechtschreibung ist es in Latein, verglichen mit den modernen Fremdsprachen, einfacher: Latein wird üblicherweise wie Deutsch gelesen und geschrieben.
Lateinlernen am PG: ab Klasse 5 oder ab Klasse 6?
Für PG-Schüler und -Schülerinnen, die Latein lernen wollen, bieten sich zwei Möglichkeiten: Sie können Latein schon ab Klasse 5 parallel mit Englisch lernen ("Ellwanger Modell") oder Latein dann in Klasse 6 als zweite Fremdsprache wählen. Als Gymnasium, in dem die Schülerinnen und Schüler einen Schwerpunkt „Alte Sprachen“ wählen können, haben wir uns bewusst für die Möglichkeit entschieden, Latein auch schon ab Klasse 5 anzubieten. Freilich muss Ihr Kind in diesem Falle in einem weiteren Fach Hausaufgaben machen und hat auch drei zusätzliche Unterrichtsstunden. Doch gerade für Kinder, die sehr an Sprache interessiert sind, bietet das parallele Erlernen von Latein und Englisch aufschlussreiche Einsichten: Während der Lateinunterricht an die Sprache eher analytisch und systematisch herangeht und die Schüler und Schülerinnen in die fremde Welt der römischen Antike eintauchen lässt, ist der Englischunterricht angebunden an unsere moderne Welt und beschäftigt sich mit der Sprache eher kommunikativ, d. h. die Fremdsprache ist Teil der praktischen Umsetzung im Unterricht.
Ein weiterer Vorteil von Latein schon ab Klasse 5: Gegenüber dem Beginn mit Latein in Klasse 6 bietet der frühe Latein-Einstieg durch das zusätzliche Lernjahr ein geringeres Lerntempo; über die Schuljahre bis zur 10. Klasse gerechnet gleichen sich die zusätzlichen Unterrichtsstunden in Klasse 5 dann auch wieder aus, so dass in der Oberstufe beide Gruppen zusammengeführt und gemeinsam zum Abitur geführt werden können.
Der etwas spätere Latein-Beginn ab Klasse 6 ist eine gute Alternative: Bis zur Klasse 10 kommen beide Lerngruppen auf denselben Leistungsstand, und zum Abschluss der „Lateinkarriere“ werden die erworbenen Kenntnisse durch das „Latinum“ bestätigt, ein Zertifikat, das dann auch im Abiturzeugnis vermerkt wird und für einige Studiengänge an Universitäten eine Zulassungsvoraussetzung ist.
Latein – ist das nicht eine „tote“ Sprache?
Es stimmt natürlich, dass es heute niemanden mehr gibt, der Latein als Muttersprache lernt. Dennoch kann man durchaus auch „fließend“ Latein sprechen, und das wird – an Universitäten oder etwa auch im Vatikan – noch immer praktiziert. Im Lateinunterricht wird trainiert, lateinische Texte möglichst wörtlich in gutes Deutsch zu übersetzen, und das übt insbesondere die Fähigkeit, sich auf Deutsch auszudrücken. Dadurch wird nicht nur das Begreifen von Satzstrukturen, z. B. die Funktion von Satzgliedern, frühzeitig eingeübt, sondern auch der Wortschatz; lateinische Wörter haben oft mehrere Bedeutungen, und es muss jeweils die Übersetzung gefunden werden, die zum Zusammenhang passt.
Die Römer und ihr Latein haben in Europa tiefgreifende Spuren hinterlassen. Viele europäische Sprachen, besonders die romanischen Sprachen wie Italienisch, Französisch oder Spanisch, sind direkt aus der lateinischen Sprache hervorgegangen, und auch im Deutschen oder Englischen finden sich viele Wörter, die sich aus dem Lateinischen ableiten. Der Vergleich von lateinischen Wörtern mit den europäischen „Verwandten“ sorgt für so manches Aha-Erlebnis. Latein hat also – wie Generationen von Sprachenlernern bestätigen können – auch einen besonderen Nutzen für das Erlernen modernen europäischer Fremdsprachen und auch für das Verständnis des Deutschen. Nicht zuletzt hat die römische Kultur, mit der man sich im Lateinunterricht beschäftigt, auch unsere Region, die Ostalb, tief geprägt. Die Stadt Aalen war ein wichtiger Militärstandort der Römer, wie das Limesmuseum ja heute noch eindrucksvoll belegt, und auch die Ausgrabungen am Bucher Stausee, die Rekonstruktion des Limestors bei Dalkingen oder der nachgebaute Limesturm bei Buch bezeugen diese Spuren der römischen Geschichte. Die lateinische Kultur hat ganz Europa in den letzten 2000 Jahren tief geprägt: Latein war – wie heute Englisch – über viele Jahrhunderte die gemeinsame Basissprache Europas, und bis weit nach dem Mittelalter wurden die meisten bedeutsamen Texte in Literatur, Wissenschaft oder Politik auf Latein verfasst. Wer Latein lernt, erschließt sich auch einen Zugang zu diesem Teil der europäischen Identität. Somit handelt es sich bei der lateinischen Sprache also nicht um eine „tote“, sondern vielmehr um eine nicht mehr gesprochene („Kommunikations“-)Sprache.
Wo finde ich weitere Informationen?
Das Kultusministerium Baden-Württemberg hat eine Broschüre erstellt, in der alle Informationen rund um das Fach Latein übersichtlich und auch für die Schüler und Schülerinnen verständlich dargestellt sind.
Sie kann hier (PDF-Datei) als PDF-Dokument heruntergeladen werden.
Bei weiteren Fragen können Sie sich natürlich auch gerne an den Leiter der Lateinfachschaft des PG, Herrn Michael Spang, wenden.