Leistungsfach Deutsch: Studienfahrt nach Weimar
Endlich können nach den Pandemie-Jahren nun wieder Studienfahrten stattfinden, so dass die Leistungskurse Deutsch des Peutinger-Gymnasiums Ellwangen unter der Leitung von Jutta Kummer und Kathrin Unsöld die Möglichkeit nutzten, mit interessierten Schülerinnen und Schülern die Wirkungsstätten Goethes und Schillers genauer in Augenschein zu nehmen. Anbei ein Bericht des Abiturienten Denis Saar:
Nach unserer Ankunft in Weimar wurden wir durch die Stadt geführt und bekamen einen breit gefächerten Überblick. Dabei erfuhren wir von der tragenden und prägenden Rolle der Herzogin Anna Amalia, die es durch ihre von Toleranz geprägte Haltung und aufgrund ihres aktiv gelebten Interesses an höherer Bildung ermöglichte, Weimar zur Kulturhauptstadt Deutschlands aufleben zu lassen. Dadurch siedelten sich wichtige Persönlichkeiten aus diversen Bereichen an (wie etwa Martin Luther, Franz Liszt, Johann Sebastian Bach bis hin zu Goethe und Schiller) und aus einer verschlafenen Kleinstadt wurde das heutige Weimar. Weniger bekannt ist allerdings, dass selbst die botanische Gestaltung Weimars durch eben jene bekannten Personen geprägt wurde. So züchtete beispielsweise Goethe selbst Ginkgos, die bis heute dem Bild der Weimarer Straßen ihr besonderes Aussehen verleihen.
Nach einer Stadtführung besuchten wir das Bauhaus-Museum, in dem wir eine Kunstrichtung kennenlernten, die Pragmatismus und Kunst vereint und dadurch unsere heute Einrichtung und Architektur stark prägt. Den Abend spielten wir gemeinsam Billard und ließen den Tag entspannt ausklingen. Am Geburtstag Friedrich Schillers, dem 10.11., besuchten wir die alte Fürstengruft, in der der Dichter neben seinem Dichter-Kollegen (und Freund?) Goethe begraben liegt. Anschließend folgte eine Besichtigung des anliegenden Friedhofs, auf dem historische Persönlichkeiten wie beispielsweise Charlotte von Stein, eine enge Freundin Goethes, begraben liegen. Nach einem kurzen Fußmarsch durch Weimars geschichtsträchtige Innenstadt besichtigten wir das Wohnhaus Friedrich Schillers, in dem es uns ermöglicht wurde, sein Privatleben sowie sein Wirken als Autor besser nachzuvollziehen (besonders eindrücklich stach dabei sein Schreibtisch in beinah unberührter Manier hervor). Durch einen darauffolgenden Besuch der Anna Amalia-Bibliothek, die die damalige herzogliche Büchersammlung beinhaltet, wurde uns erneut der Einfluss der Herzogin Anna Amalia verdeutlicht, die Weimar praktisch im Alleingang als Kulturzentrum Deutschlands etablierte. Am Abend verbrachten wir einen witzigen und unterhaltenden Abend beim Bowlingspielen, bei dem der Gewinner durch einen kleinen Preis belohnt wurde.
Am nächsten Tag stand eine Besichtigung der nahegelegenen Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald an, die durch eine bewegende Führung begleitet wurde, bei der die schreckliche Situation der Häftlinge sowie die barbarischen Gräueltaten der Nationalsozialisten für alle in ihrer Schrecklichkeit nachvollziehbar und in ihrer Unbegreiflichkeit ein Stück weit erfassbar gemacht wurden. Ein Besuch, durch den der gesamten Gruppe das komplette Ausmaß der damaligen Situation bewusster und klarer vor Augen gehalten wurde, als es ein rein theoretischer Unterricht oder ein Lehrbuch jemals vermitteln könnte. Der Tag bekam dann allerdings abends bei einem gemeinsamen Abendessen, das die Stimmung aufhellte, doch noch eine positive Note. Auch der anschließende, relativ spontane Theater-Besuch trug zu einem gelungenen Abschluss bei. Im „Theater im Gewölbe“ wurde Thomas Manns Werk „Lotte in Weimar“ aufgeführt, das sich durch seine sehr humorvolle Inszenierung auszeichnete, die den Zuschauern deutlich Manns Kritik an Goethes Person und Charakter erkennbar werden ließ.
Der Tag unserer Abreise fand durch einen Besuch des Goethe-Hauses sowie des angrenzenden Goethe-Nationalmuseums seinen Ausklang. Dort wurde uns ein umfängliches Bild vom Leben des Autors sowie auch viele Darstellungen seines Äußeren vermittelt, die durch ihre Unterschiedlichkeit bestachen. Der subjektive Einfluss des Künstlers auf das Werk ist, wie uns klar wurde, dadurch wohl so groß, dass es nie gänzlich möglich sein wird, das wahrheitsgemäße Aussehen historischer Personen (trotz zahlreicher Portraits und Büsten) zu rekonstruieren. Danach endete die viel zu kurze Studienfahrt, die die lehrreichen Elemente sehr gut mit den spaßigen vereinte und insgesamt sowohl als sehr interessant und bildend als auch als unterhaltsam zu bezeichnen ist.