Schulgeschichte entdecken: Mit denkmal aktiv auf Spurensuche an den alten Schulstandorten
Nicht immer war das Peutinger-Gymnasium an seinem heutigen Standort. Um mehr über die Geschichte unserer Schule zu lernen, besuchten die Schülerinnen und Schüler der Archäologie-AG in Begleitung von Frau Schwab-Krüger und Herrn Schaaf zwei ehemalige Standorte unserer Schule. Die Unterstützung von denkmal aktiv machte ein Einbezug von Frau Ladenburger möglich, die die Exkursion vorbereitet und die aufwendige Organisation übernommen hat.
Zuerst suchten die AG-ler das Gebäude des Jesuitenkollegs, das heutige Landgericht Ellwangen, auf. In diesem in den 1720er errichteten Gebäude im Stile des Barocks erhielt unsere Schule ihren bis heute gebliebenen Namen: Peutinger-Gymnasium. Dieser Name ist darauf zurückzuführen, dass die in Ellwangen ansässigen Jesuiten die Schule nur dank des Stiftsdekans Ignatius Desiderius von Peutingen, der dem bei seinem Tod 1718 sein gesamtes Vermögen hinterließ. Mit Kameras ausgestattet erkundeten die Schülerinnen und Schüler dann mithilfe einer Ellwanger Stadtführerin die Innenräume des ehemaligen Schulgebäudes, dessen Architektur noch weitgehend erhalten ist. Dabei fiel auf, dass der Bau mit seinen langen Fluren, den gleichartig angelegten Klassenzimmern, seinen zwei Speisesälen – in einem davon ist heute die Gerichtsbibliothek untergebracht – und den breiten Treppen schon ziemlich an eine moderne Schule erinnert. Der wohl wesentlichste Unterschied ist, dass die Schüler im 18. Und 19. Jahrhundert nicht nur morgens in der Schule waren, sondern dort meist auch wohnten. Anders als andere Orden ihrer Zeit lehrten die Jesuiten nicht nur Fächer wie Theologie, Latein und Musik, sondern betrieben auch Wissenschaften wie Geographie und geometrische Mathematik. Davon zeugen auch kunstvolle Ausgestaltungen an der Decke eines Raumes.
1803 zerfiel der Kirchenstaat Ellwangen, in der Folge räumte der König von Württemberg das Schulgebäude, um darin Soldaten unterzubringen. Das Peutinger-Gymnasium war daraufhin mangels eines geeigneten Gebäudes in mehreren kleineren Häusern Ellwangens untergebracht, bis die Schüler 1818 wieder in das heutige Gerichtsgebäude zurückkehren konnten.
Eines dieser Gebäude ist der wallersteinische Domherrenhof in der Priestergasse. Das in seiner heutigen Form im Jahre 1779 vom Ellwanger Chorherren Friedrich Carl Graf von Oettingen-Wallerstein erbaut wurde und vor seiner Funktion als Schule eine Residenzstätte verschiedener wohlhabender Ellwanger war. Heute ist das Gebäude im Besitz der Lipp GmBH, welche es der Archäologie-AG ermöglichte, die ehemaligen Schulräume zu erkunden. Vermutlich wurden die von den fünf am Domherrenhof stationierten Lehrern unterrichteten Schüler in den Räumen des 1. und 2. Stockes ausgebildet. Heute erinnert an diese Nutzung nur noch eine Tür auf dem Dachboden des Hauses. Sie war die Tür des Karzers, einer Kammer, in der Schüler zur Bestrafung eingesperrt wurden. In die Tür eingeritzt ist noch heute in lateinischer Sprache zu lesen: „Ich, Holl Lener, wurde mit diesem 16-stündigen Karzer-Aufenthalt wegen allzu viel freier Zeit beschenkt.“ Damit ist vermutlich Schwänzen des Unterrichts gemeint. Nachdem die Schüler wieder in ihr altes Gebäude zurückkehren konnte, hatte der Domhof ab 1819 mehrere andere Verwendungen, unter anderem war er ein Finanzverwaltungszentrum.
Insgesamt konnten die Schülerinnen und Schüler also sehr viel über die Vergangenheit unseres Gymnasiums erfahren, dessen Umzug in unsere jetzigen Räume sich 2023 zum 60ten Male jährt.
Text: Valentin Schenk